Nicht jeder Stollen kann ein Original Dresdner Christstollen sein! Wusstet ihr, dass der Stollenschutzverband jedes Jahr ab Oktober Stollenverkostungen durchführt? Eine Prüfkommission, bestehend aus erfahrenen Bäckern und Konditoren, verkostet so an einem Tag bis zu 20 verschiedene Stollen – natürlich anonym. Dabei werden die Stollen auf Holzbrettchen aufgereiht und mit Nummern versehen. Jeder der über 140 Stollenschutzverband-Mitglieder muss auch seinen eigenen Stollen der Prüfung unterziehen. Am Ende sind die erreichten Punkte entscheidend, damit sich ein Christstollen mit dem Gütesiegel „Dresdner Stollen“ schmücken darf.

Laut Paragraf 20 der Satzung des Dresdner Stollenschutzverbandes müssen folgende Zutaten im Original Dresdner Christstollen enthalten sein:

• Weizenmehl Typ 405 oder 505

• Backhefe

• Vollmilch bzw. Vollmilchpulver

• Kristallzucker

• Frischbutter bzw. Butterschmalz (50% im Verhältnis zum Mehlanteil)

• Orangeat und/oder Zitronat (20% im Verhältnis zum Mehlanteil)

• Sultaninen (65% im Verhältnis zum Mehlanteil)

• Süße und bittere Mandeln (15% im Verhältnis zum Mehlanteil)

• Zitronenschalen

• Speisesalz

• Puderzucker

• Gewürze

 

Folgende Zutaten dürfen für den Original Dresdner Christstollen nicht verwendet werden:

• Künstliche Aromen

• Direkt zugegebene Zusatzstoffe

• Margarine

 

Zu den entscheidenden Kriterien gehören:

• Idealer Duft nach allen im Christstollen enthaltenen Zutaten (ausgewogenes Aroma)

• Gleichmäßigkeit der Form sowie Vollständigkeit der Ränder (kein Bröckeln)

• Mindesthöhe und Länge des Laibes

• Beschaffenheit der Kruste (nicht zu stark oder schwach, keine Risse)

• Gleichmäßigkeit des Überzuges

• Nicht-klebende und/oder nicht-durchgefettete äußere obere Schicht

• Kein Abblättern des Puderzuckers

• Beschaffenheit der Poren des Teiges (weder zu luftig noch zu dicht)

• Beschaffenheit der Krume (nicht krümelig, nicht zu trocken, nicht zu dunkel, keine Schliffstreifen)

• Anzahl der Früchte im Verhältnis zum Gesamtstollen

• Vollmundiger Geschmack, aber nicht zu süß, zu feucht, zu fettig oder zu salzig

 

Wird eines oder mehrere der Kriterien nicht oder nur unzureichend erreicht, so gibt es Minuspunkte. Insgesamt gibt es vier Kategorien, bei denen Punkte von null bis fünf vergeben werden können. Dabei ist zwanzig die Höchstzahl und steht für einen perfekten Dresdner Christstollen – das Meisterwerk unter den Stollen. Alle getesteten Stollen, die weniger als 16 Punkte erhalten, bekommen kein goldenes Stollensiegel verliehen. Sie dürfen zwar dennoch als Stollen bezeichnet werden, jedoch nicht als Original Dresdner Christstollen.

 

Quelle: Süßengut, M.; (2005); "Das Buch vom Dresdner Stollen"; Wartberg Verlag